(Auszug aus einem unveröffentlichen Buchtext mit dem Titel StoneageWalking / 2005 Copyright)

Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft.

  Emil Zadobek

Frauen sind Sammler, Männer Jäger. Der moderne Dschungel ist die Stadt. Die modernen Wälder sind Einkaufszentren in denen moderne Frauen nach reifen Früchten Ausschau halten und moderne Männer mit modernen Jagwaffen (Kreditkarten) fette Beute machen. Früchte haben heute Markennamen und man bückt sich nicht mehr für Pilze, sondern für Schuhe. Der Prototyp eines begehrenswerten Jägers fährt teure Autos, singt, hat einen knackigen Hintern und mindestens ein Tattoo. Die Art und Weise und der Sinn des Lebens mögen sich verändert haben. Das gentechnische Programm der Spezies ist geblieben und das fordert mehr Bewegung.

Was hat einen Steinzeitmenschen bewegt? Wie hat er sich bewegt? Überleben ist die einfache Antwort auf die erste Frage. Die Antwort auf die zweite Frage finden ist ebenso einfach. Natürlich. Natürliche Bewegung um zu (über)leben. Gehen wir in Gedanken zurück, weit zurück, noch weiter, bis wir vor ungefähr 2,5 Millionen Jahren bei Familie Feuerstein angekommen sind. In den Savannen Afrikas lebten nach Ansicht der Wissenschaft die ersten Menschen (Stand 2004). Die Feuersteins übernachteten in einem Höhleneingang, unter einem Felsvorsprung oder im Lager am Rande des Waldes mit Blick auf die weite grüne, vom Wind bewegte Savanne. Die Luft war rein, das Wasser floss klar an ihrem Lager vorbei. Der kleine Fluss und dessen weitere Umgebung ernährte sie. Tag ein Tag aus, ein ähnliches Szenario. Die Feuersteins wachten auf und gingen sammeln. Früchte, Beeren, Knollen, sonstige Pflanzenteile und Eier waren ihre wichtigsten Lebensmittel. Von Zeit zu Zeit fingen sie Kleintiere, Termiten oder machten sich über die von Raubtieren geschlagene Beute her. Feuer war unbekannt und die aktive Jagt spielte zunächst keine oder nur eine kleine Rolle. Aber flüchten, zum Beispiel vor dem Säbelzahntiger, war das angesagte Bewegungsprogramm. Hungern nannte sich die Urdiät.

Die Menschen essen, weil es ihnen Freude macht, aber aus demselben Grund aufzuhören, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Diogenes von Sinope (ca. 400 v.Chr.),

Vor 1,6 Millionen Jahren, also knapp eine Millionen Jahre später, begannen unsere Familie Feuersteins das Feuer zu nutzten. Eine wichtige Voraussetzung zur Besiedlung kühlerer Regionen. Neben dem Sammeln ergänzte die Jagd auf Großwild die Ernährung. Die Idee des Speeres und des Faustkeils mit einer scharfen Steinspitze bzw. Klinge machte das möglich.

Betrachten wir einen Tag eines Steinzeitmenschen unter der Lupe. Sonnenstrahlen brachten hell ins Dunkel eines Steinzeittages und öffneten den Steinzeitlern die Augen, nicht der Wecker. Nach erstem Recken und Strecken reibten sie sich die Müdigkeit aus den Augen. Tiefes Gähnen als Strechingübung um die Lebensgeister zu wecken war normal.

Nicht Liebe, sondern Hunger ist das erste Gefühl das sie übermannte. Er ging jagen, sie ging sammeln. Die Jüngsten gingen vermutlich mit der Mutter oder blieben bei der Tante. Alleine wurden sie bestimmt nicht gelassen. Beim Jagen ging man eine nicht unerhebliche Strecke, manchmal durch Regen, manchmal durch Schnee, manchmal bei Sonnenschein. Sie gingen in kleinen Gruppen. Nicht nur unabhängig vom Wetter, sondern täglich. Keine Lust auf Bewegung, wäre in dieser Zeit schlicht tödlich gewesen. Am Ende des Tages waren sie im Schnitt zwischen 14 – 17 Kilometer unterwegs. An machen Tagen sogar bis zu 40 Kilometer auf den Beinen. Bei Sonnenuntergang qualmten nicht wie heutzutage der Kopf, sondern die Füße und Beine.

Manche halten eine Wanderniere bereits für eine ausreichende körperliche Betätigung.

Piet Vlanders

Gehen wir einfach los mit unserer Familie Feuerstein. Raus aus der Höhle, ein kleines Stück am See entlang, über steiniges Gelände einen kleinen Hügel runter, bis tief in die Savanne. Der Boden war teilweise hart und felsig. Schuhwerk, wenn überhaupt, war sehr einfach. Vermutlich lief man barfuß. Nicht auf der Ferse abrollend, sondern auf dem Vorderfuss auftretend, mit ausgeprägter Wadenmuskulatur abfedernd. Na ja, der Boden war nicht nur hart und felsig. Je nach dem wo man lebte lief man auf Sand, Laub, Gras, Waldboden, sprich auf unterschiedlichsten Böden. Auf Waldboden, Sand und weicher Erde kann man gut mit dem ganzen Fuß oder mit der Ferse aufsetzen. So bewegte man sich zu Fuß fort, unterbrochen von einigen kurzen Momenten des Ausschauhaltens nach Nahrung, mit latenter Angst im Nacken selbst Nahrung zu werden.

Da war es, das Tier der Begierde, dem man sich pirschend näherte. War Herr Feuerstein nah, warf er mit einer kräftigen Ausholbewegung seinen Speer. Die Beute war erlegt und konnte jetzt an Ort und Stelle als Nahrung dienen oder sie wurde zum Stamm zurück getragen und geteilt. Na ja, zumindest wenn kein anderes Wesen mit langen Zähnen oder großem Schnabel ebenfalls Hunger bekam und dafür sorgte, dass unseren Feuersteins das Adrenalin in die Blutbahn schoss. Flucht war die Reaktion, um das Adrenalin abzubauen. Flüchten bedeutete, sich schnell in Sicherheit zu bringen. Schnell kurze Strecken zurücklegen zu können, um auf einen Baum zu klettern oder hinter einenm Felsen zu verstecken, war die Lebensversicherung der Steinzeit. In sicherer Höhe verharrte unser Freund bis der Feind von dannen zog. War die Gefahr vorbei ging man wieder, pirschte wieder, jagte und sammelte man wieder. Sammeln bedeutete in tief sitzender Haltung mit einfachsten Werkzeugen Knollen ausgraben oder Samen und Nüsse einzusammeln. In hohen Sträuchern und Büschen pflückte man leckere Beeren. Man tat das nicht weil es Spaß machte, sondern um zu Überleben. Vielleicht kam man an unwegsame Stellen, musste durch hohes Gras oder über umgefallene Baumstämme steigen. Von Zeit zu Zeit von Stein zu Stein springend kleine Bäche oder vielleicht schwimmend Flüsse überqueren.

Das Leben war sehr einfach, aber nicht einfach ;). Abends im Lager angekommen war man höchstwahrscheinlich müde. Konnte man tagsüber genügend Nahrung zu sich nehmen, schlief man zufrieden ein. Die Schlafstörungen der Feuersteins waren vermutlich andere als heutzutage, ebenso die Matrazen.

Zuhause war man, wo es genug Nahrung gab. Alles in allem scheinen es sehr bewegte Tage gewesen zu sein. Lange, sehr lange vor unserer Zeit.

Tun was die Feuersteins taten…

Am Anfang war die Tat

Goethe

Warum tun wir nicht einfach was 120.000 Generationen vor uns getan haben, dachten wir uns. Wir müssen es zum Glück nicht den ganzen Tag tun. Zwischen der Arbeit und den Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens bleibt uns (hoffentlich) genug Zeit für uns und unsere Gesundheitsbewegung. Um sich was Gutes zu tun, reicht es, 3 – 4-mal die Woche ca. 1 Stunde oder täglich min. 30 Minuten moderaten Ausdauersport und oder Qi Gong zu machen. Diese Zeit kann abwechslungsreich gestaltet sein und sollte vor allem Freude machen. Jedes Mal den inneren Schweinehund überwinden zu müssen, ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, Gesundheit und soziale Kontakte auf natürlich Art und Weise zu pflegen. Strecken, recken, aufstehen, gehen, pirschen, jagen, sammeln, flüchten, klettern, schwimmen und miteinander rangeln, alles natürliche Bewegungen, die die Gesundheit unterstützen und auf eine bestimmten Art und Weise kombiniert und ausgeführt, auch soziale Kontakte pflegen kann.

(Soweit der Auszug aus dem Buchentwurf von 2005 – Copyright)

Bitte bedenkt, es könnte alles auch ganz anders gewesen sein!

…wir nannten es StoneageWalking…

…und hatten Freude dabei. Es war 2003/4/5 als wir StoneageWalking entwickelten. Wir zogen los und jeder durfte eine typische Bewegung aus der Steinzeit erfinden. Die anderen mussten die Bewegung nachmachen. So ging es reihum. Vielleicht die erste interaktive Spielsportart, die richtig Spaß machte. Wir bauten das Konzept erfolgreich in Teamtrainings und psychosomatische Therapien ein, verloren es dann aber aus den Augen.

Impressionen StoneageWalking – Winter 2004/5

Hier ein paar Fotos von bewegten Tagen. Zwischenzeitlich hat sich vieles geändert. Einschließlich der Mode 🙂 …

Aktueller denn je

Bewegung an der frischen Luft war nie nötiger als heute. Nach all den Corona Einschränkungen den geschlossenen Sporthallen und verwaisten Spielplätzen erklären wir diese Jahr zum Jahr der Bewegung.

Vielleicht sollten wir das Stoneage-Konzept bei Gelegenheit wieder zum Leben erwecken und als Free StoneageWalking anbieten. Wenn ja, dann schreibt an info(a)klausbieber.de