Marco lernte ich 2021 bei einem Kampfkunst-Retrat in Österreich kennen und schätzen. Auch 2022 übten wir bei der Folgeveranstaltung am Holzöstersee miteinander. Tagsüber mit den anderen Teilnehmern in der Pensionsanlage und am Abend gemeinsam am Holzöstersee.

Marco ist ein bescheidener, bodenständiger Haudegen und es macht ihm sichtlich Freude sein Schwert zu führen und andere ans Schwert heranzuführen.

Wir hatten uns im Frühjahr 2022 zu einem mehrtägigen Training bei mir Zuhause vereinbart. Eine Knieverletzung zwang ihn zur Pause. Ich fühlte mit ihm, den als Kampfkünstler macht man nicht gerne Pause.

Nie wieder!

Das waren die Worte, die Marco Gigacher zum Kampfsport gebracht haben. Mit 14 Jahren wurde er von mehreren Jugendlichen angegriffen und endete beinahe bewusstlos am Boden. An diesem Tag schwor er sich, „Nie wieder!“.

In der Nähe seines Heimatortes gab es einen Taekwondo Verein bei dem er daraufhin das Training startete. Nach 12 Jahren und mit dem 2. Dan war der Kampfsport für ihn nicht mehr eine reine Selbstverteidigung-Maßnahme, sondern hatte sich zu einer Leidenschaft entwickelt. Allerdings hatte er beim Taekwondo das Gefühl, dass die Entwicklung stockte. Deshalb begab er mit einem guten Freund auf die Suche nach neuem Input. Sie landeten beim Wing Chung. 6 Jahre und mehrere Trainingsreisen nach Asien später, war er wieder in derselben Situation. Die Entwicklung stockte. Er beschloss, anhand von Anleitungen und Videos aus dem Internet, sich selbst den Umgang mit verschiedensten Waffen beizubringen. Am Anfang waren es vorrangig asiatische Waffen wie z.B. Langstock (Bo), Nunchakus, RopeDart (Sheng Biao), und einige mehr. Eine Dokumentation über HEMA (Historical European Martial Art) fachte neues Feuer an. Aus dem Bedürfnis heraus sich in Turnieren mit anderen zu messen, suchte er einen passenden Verein. Nach nur 6 Monaten Training mit dem Langen Schwert, qualifizierte er sich bei der österreichischen Staatsmeisterschaft für das Nationalteam und hatte einen Platz bei der WM in Lissabon. Alte Quellen sind ihm ein nützliches Hilfsmittel beim Umgang mit dem Schwert. Weitere Waffen aus der HEMA-Szene mit der er sich beschäftigt sind Montante, Rapier, Seitschwert Buckler, Säbel und Dolch. Wing Chung lässt ihm ebenfalls keine Ruhe. Darüber hinaus probiert er sich in Zhong Xin Dao / I Liq Chuan, der Kampfkunst der Achtsamkeit. Trotz viel Kampfkunsterfahrung hat ihn dieser Ansatz wieder an seine Grenzen gebracht. Marco wäre nicht Marco, wenn er diese Grenzen nicht überwinden würde. So trainiert er fleißig HEMA und Zhong Xin Dao / I Liq Chuan und lernt nicht nur technisch viel Neues, sondern betritt vor allem auch philosophisches Neuland.

Der Selbstverteidigungsgedanke steht mittlerweile nicht mehr im Vordergrund. Es wird für ihn zu einem lebenslangen, leidenschaftlichen Weg der Erkenntnis. Er schmunzelt, bei der Erkenntnis, dass seit seinem Vorfall mit anderen Jugendlichen, es nie mehr dazu gekommen ist, sich wehren zu müssen.

Marco lebt und schwingt sein Schwert im schönen österreichischen Burgenland. Seiner Meinung nach gibt es dort guten Wein und einen Stellplatz für meinen Camper wie meinen. Mit Wein und einem Stellplatz kann mich ins Burgenland locken. Zu einen perfekten Tag gehört noch eine Portion Training mit einem Typen wie Marco. Sollte ich irgendwann auf Tour gehen, schaue ich ganz bestimmt bei meinem Kung Fu Bruder Marco vorbei.

Sword Man und Qi Man am Holzöstersee

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