Achtsam atmen
Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
Bibel, Gen 2,7
Obwohl ich kein besonders gläubiger Mensch bin, zitiere ich die Bibel. Ich denke diese Zeilen treffen sehr gut, was Qi bedeutet. Qi bedeutet Lebensatem. Das was Wesen lebendig macht. Atmen ist zentral für Leben. Deshalb übe ich atmen und starte meine Qi Gong Praxis mit einer Atemübung. Ich beobachte ein- und ausatmen.
Beobachten bedeute für mich achtsam wahrnehmen. Also atmen achtsam wahrnehmen. Achtsam wahrnehmen, wie sich der Körper beim Atmen verändert und wie der Atem ein- und ausströmt. So strömt gebrauchte Energie aus und neue, frische Energie ein. Je mehr ausströmt, desto mehr kann einströmen. Je tiefer ich atme, desto weniger Atemzüge pro Minute brauche ich und umso mehr Atemzüge stehen für ein langes Leben zur Verfügung.
Der Qi Fluss ist noch mehr. So tärgt das Qi der Sonne zum Wachstum der Pflanzen bei, das Qi des Funktionskreises Leber verteilt das Blut im Körper oder das Qi der Mutter behütet das Kind. Achte auf das Qi.
Achtsam bewegen
Je besser ich atme, desto besser funktionieren meine Qi Gong Formen. Qi Gong Formen gibt es wie Sand am mehr. Die Klassiker im Shaolin Qi Gong sind Yi Jin Jing und Ba Duan Jin. Mit diesen Formen zu beginnen scheint mir eine gute Möglichkeit. Je mehr ich übe, desto mehr öffnen sich meine Gelenke, lösen sich Friktionen und verklebte Faszien. Die knöchernen und faszialen Strukturen übernehmen viel muskuläre Arbeit. Je harmonischer das Zusammenspiel von Haut, Muskel, Sehnen, Faszien, Blut- Nerven-, Meridianbahnen und Knochen, desto leichter fällt mir die Bewegung.
Bewegt sich eine Zelle meines Körpers, bewegen sich alle.
Je reiner mein Herz, je klarer mein Geist, desto besser fliesst das Qi.
The Qi Man
Achtsam sein
Ich praktiziere vor allem achtsam und langsam. Schnell kommt meist von allein. Achtsam und langsam muss ich üben. Ich erweitere stetig meine Achtsamkeitsspanne. Das ist die eigentliche Übung. So lange wie möglich achtsam, mindful sein und so viel wie möglich achtsam wahrnehmen.
Am Anfang richtige ich meine Achtsamkeit auf nur einen Aspekt, z.B. das Atmen. Beim Atmen nur auf das Ein- und Ausatmen, beim Einatmen nur auf die Bauchatmung, bei der Bauatmung z.B. nur auf den Bereich zwischen den Nieren oder nur das Absenken des Zwerchfells. Sobald ich einen Aspekt besser verstehe, gehe ich zum Nächsten. Ich separiere alles, um es wieder zusammenzuführen. Ich separiere jede Bewegung, jedes Gelenk, jeden Knochen, jede(n) Muskel/Sehne und jede fasziale Struktur, um danach alles in einen verbundenen und leichtgängigen (Energie-)Fluss zu bringen. Ich öffne und flute das ganze System mit Energie, bis sich innen und außen gleich anfühlt. Im achtsam balanciert sein liegt für mich die Kunst. In der Mitte der Mitte, im Zentrum des Zentrums. Dorthin kehre ich immer wieder zurück und es entsteht das Nächste.
Bewegung und Stille
Zum einen übe ich Bewegung in der Stille -> Zhan Zhuang
Zum anderen übe ich Stille in der Bewegung -> z.B. Shi Shan Shi Luohan
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